Der Schienenpersonennahverkehr (SPNV) ist ein komplexes System mit vielen verschiedenen Aufgabenbereichen, welches einen hohen Austausch aller beteiligten Akteure fordert.
Aufgrund der Komplexität möchten wir nachfolgend darstellen und erläutern, wie der SPNV funktioniert. Dabei beziehen wir uns auf die Verträge, welche die Verkehrsgesellschaft Start Unterelbe mbH mit den Akteuren des SPNV abgeschlossen hat.
Darstellung: Akteure im Konstrukt des SPNV am Beispiel der Start Unterelbe
Wer ist die Start Unterelbe und welche Aufgaben hat sie?
Die Verkehrsgesellschaft Start Unterelbe mbH (kurz: Start Unterelbe) ist die regionale Tochtergesellschaft des Eisenbahnverkehrsunternehmen (EVU) Regionalverkehre Start Deutschland GmbH. Start Unterelbe ist für den Zugbetrieb der Regionalexpresslinie 5 (kurz: RE5) auf der Strecke zwischen Cuxhaven und Hamburg verantwortlich.
Der Aufgabenbereich besteht aus
Wer entscheidet, welches EVU die Zugstrecken betreibt?
Dies ist Aufgabe der Besteller bzw. Aufgabenträger. Diese werden vom Bundesland beauftragt, die einzelnen Streckennetze öffentlich auszuschreiben und den Auftrag durch Vergabeverfahren an ein EVU zu erteilen. Es herrscht europaweiter Wettbewerb, jedes EVU kann sich auf die Ausschreibungen bewerben. Nach Bewerbungsschluss entscheiden die Aufgabenträger, welches EVU das Streckennetz in Zukunft betreiben wird und es kommt zum Verkehrsvertrag.
Auch für Start besteht solch ein Verkehrsvertrag mit den Auftraggebern, in diesem Fall mit der Landesnahverkehrsgesellschaft Niedersachsen mbH (LNVG) und der Behörde für Wirtschaft, Verkehr und Innovation Hamburg (BWVI).
Wie sind die Eigentumsverhältnisse der Fahrzeuge und warum hat Start keine eigenen Fahrzeuge?
In diesem spezifischen Verkehrsvertrag stellt die LNVG als Eigentümer der Start Unterelbe Fahrzeuge aus ihrem Fahrzeugpool zur Verfügung.
Das bedeutet, dass Start die Züge der LNVG für die Dauer des Verkehrsvertrages anmietet.
Für die Wartung, Reparatur und Reinigung der Züge hat die LNVG einen Instandhaltungsvertrag mit dem Fahrzeughersteller und -halter, Bombardier, geschlossen. Zur Durchführung der Reparaturen wurde eine Werkstatt angemietet. Diese befindet sich bei den Eisenbahnen und Verkehrsbetriebe Elbe-Weser GmbH (evb). Die Züge werden durch Start der Werkstatt der evb zugeführt, in der dann die Instandhaltungen der Fahrzeuge durch Bombardier vorgenommen werden.
Wer betreibt die Infrastruktur zwischen Cuxhaven und Hamburg?
Ein weiterer Akteur im Eisenbahnbetrieb ist die DB Netz AG, als Eigentümer des Schienennetzes. Die Aufgaben der DB Netz AG sind
von Gleisen, Weichen, Bahnübergängen, etc.
Außerdem erstellen Sie in Absprache mit den Eisenbahnunternehmen und den Aufgabenträgern die Fahrpläne. Durch die Anmietung der Anlagen ist Start berechtigt, die Fahrwege und dazugehörigen Anlagen auf der Strecke zwischen Hamburg und Cuxhaven zu nutzen.
Wer ist für die Gebäude und Bahnsteige zwischen Cuxhaven und Hamburg verantwortlich?
Eigentümer und Betreiber der Bahnhöfe ist die DB Station & Service AG. Sie ist dafür zuständig, die Sauberkeit und Sicherheit an den Bahnhöfen zu gewährleisten und die Informationen der EVU an die Fahrgäste an den Bahnhöfen weiterzugeben; beispielsweise über Aushänge in den Vitrinen, Anzeigen an den Monitoren oder über Ansagen über die Lautsprecher.
Warum sehen die Fahrkartenautomaten der Start Unterelbe aus wie bei der Deutschen Bahn?
Start Unterelbe hat einen Vertriebsdienstleistungsvertrag mit der DB Vertrieb GmbH abgeschlossen. DB Vertrieb ist damit für den Vertrieb der Fahrkarten für die Start Unterelbe zuständig.
Dazu gehören der Verkauf über die Fahrkartenautomaten sowie der Vertrieb über das Internet (www.start-unterelbe.de oder auch www.bahn.de), der APP (DB Navigator) sowie durch die personenbedienten Vertriebsstellen entlang der Strecke (DB Reisezentren & Agenturen).
Als Vertriebsdienstleister ist DB Vertrieb zuständig für den Betrieb, die Wartung und auch die Reparatur der Fahrkartenautomaten.
Die Automaten sind an ihrer roten Farbe und dem DB-Logo zu erkennen. Entlang unserer Strecke sind sie außerdem mit dem grün gekennzeichneten Slogan „Tickets für die Region mit Start“ zu finden (s. Bild).
Wer legt die Preise fest?
In diesem komplexen Konstrukt an Akteuren fragt man sich nun sicherlich noch wie die Preise für Fahrkarten zustande kommen. Diese werden nicht etwa von den EVU oder den Aufgabenträgern vorgegeben, sondern in entsprechenden Gremien gemeinsam mit allen Beteiligten festgelegt:
So werden die Preise der Fahrkarten in Arbeitskreisen bspw. bei der NITAG für den Niedersachsentarif oder beim Hamburger Verkehrsverbund (HVV) gemeinsam von den Gesellschaftern (Verkehrsunternehmen, Aufgabenträger, Verbünde) definiert. In diesen Arbeitskreisen tauschen sich die Gesellschafter regelmäßig auch zu generellen Themen und zur gemeinsamen Weiterentwicklung des Tarifs aus.
Unser Artikel bietet lediglich eine kleine Übersicht der Verkehrsvertragswelt von Eisenbahnverkehrsunternehmen, im Besonderen der Start Unterelbe. Sollte Interesse bestehen, nähere Abläufe bzw. Prozesse zu verstehen, freuen wir uns über eine Mail an:
kundenservice@start-unterelbe.de und tun weiterhin unser Bestes, Einblick zu gewähren.